Byzantinisches Reich: Bilderstreit

Byzantinisches Reich: Bilderstreit
Byzantinisches Reich: Bilderstreit
 
Im 8. und 9. Jahrhundert wurde das Byzantinische Reich durch Auseinandersetzungen um religiöse Bilder und ihre Verehrung (Bilderstreit bzw. Ikonoklasmus) in einem heute kaum mehr vorstellbaren Ausmaß erschüttert.
 
Gegenüber der im Osten stark verbreiteten Tradition, Gott und die Heiligen in Bildern darzustellen und diese zu verehren, machte eine theologische Gegenbewegung, die sich auf das alttestamentarische Bilderverbot stützte, Front und erklärte den bisherigen Bilderkult zum »Götzendienst«. Besondere politische Bedeutung erhielt dieser theologische Streit, als Kaiser Leon III. (717-41) im Jahre 726 die Partei der Bildergegner ergriff und 730 in einem Edikt die Zerstörung aller religiösen Bilder sowie die Absetzung des Patriarchen Germanos, der sich dieser Maßnahme widersetzte, anordnete.
 
Die Kirchenpolitik des Kaisers provozierte nicht nur den erbitterten Widerstand breiter Bevölkerungskreise; Widerspruch kam auch von byzantinischen Theologen (Johannes von Damaskus, gestorben um 750) und vor allem vom römischen Papsttum, das die Bilderverehrung aus pädagogischen Gründen tolerierte.
 
Einen Höhepunkt erlebte der Bilderstreit unter Kaiser Konstantin V. (741-55), der selbst mit theologischen Traktaten in die Auseinandersetzungen eingriff, auf der Synode von Hiereia (754) den Bilderkult als ketzerisch verurteilen ließ und die Verfolgung der Bilderverehrer anordnete. Erst unter der Kaiserin Irene wurde die Bilderverehrung durch die 7. ökumenische Synode von Nizäa (787) grundsätzlich rehabilitiert. Diese Entscheidung wurde nach dem vergeblichen Versuch der Kaiser Leon V. (813-20) und Theophilos (829-42), die bilderfeindliche Kirchenpolitik zu restaurieren, durch die Synode von Konstantinopel (843) bestätigt, wodurch der Bilderstreit endgültig beendet wurde.
 
Die schweren Auseinandersetzungen hatten insofern bedeutsame politische Auswirkungen, als sie die Entfremdung zwischen östlicher und westlicher Kirche förderten und damit wesentlich dazu beitrugen, dass das Papsttum von nun an verstärkt die politische Unterstützung des Frankenreiches suchte.

Universal-Lexikon. 2012.

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